Nadelstiche

Lyrik des Exils und des Widerstandes

von ,

Fragen dürfen nur Kinder
Nur sie dürfen glauben
daß irgendwo
der Antwortbaum blüht

Geboren in Polen, zu spät, um die „Goldenen Zwanziger Jahre“ zu genießen, zu früh, um dem Krieg und der Naziverfolgung zu entgehen. Nachdem ich mein größtes Erfolgserlebnis – das Überleben – erreicht hatte, versuchte ich, meinen überschüssigen Idealismus mit der politischen Arbeit zu verbinden. Wie die meisten Versuche dieser Art schlug auch dieser fehl. Jetzt lebe ich in Wien als Hausfrau und Mutter und versuche, mir den Psychiater zu ersparen, indem ich meine Ängste in Gedichten niederschreibe. – T.R.

Zwei Stimmen sprechen aus Tamar Radzyners Versen und Chansons: die selbst im Ghetto Lodz und in den den Konzentrationslagern Auschwitz und Stutthof bewahrte Hoffnung auf eine gerechtere Welt, und die Verzweiflung der Shoa-Überlebenden über Stalinismus und Antisemitismus in ihrer polnischen Heimat. Geboren 1927, flüchtet sie 1959 mit ihrem Mann und den Kindern Joanna und Olga nach Wien, eignet sich die deutsche Sprache an, wird von Georg Kreisler als Chanson-Schreiberin entdeckt, von ihm und Topsy Küppers gesungen. Die eindringlichen Gedichte und Lieder dieser politisch engagierten Jüdin liegen nun erstmals in gesammelter Form vor.