Napoleon – Kriege – Revolution

Aus dem Leben des badischen Obristen Georg Sartori 1784-1858

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Georg Sartori, am 5. April 1784 in Ettenheim geboren, hat ein Tagebuch verfaßt, nicht – wie er schreibt – um mit seinen Kriegstaten zu prahlen, sondern um später einmal an seine Erlebnisse erinnert zu werden. Er hat uns ein lesenswertes Zeitzeugnis hinterlassen, das die napoleonische Epoche mit ihren Feldzügen, die Kämpfe in Spanien und Rußland, Napoleons Niederlage und Verbannung sowie die badische Revolution umfaßt. – Über Napoleons Aufstieg und sein Ende ist viel geschrieben worden. Der besondere Reiz des Tagebuchs liegt jedoch darin, daß es uns schon teilhaben läßt an den Erlebnissen des 12jährigen Sartori, der sich der Zuneigung von Prinzessin Charlotte von Rohan, Tochter des emigrierten Prinzen de Rohan-Rochefort, erfreute, die nicht selten Gast im Haus Sartori war. Auch der Herzog von Enghien hatte an ihm Gefallen gefunden und versprochen, Georg zu fördern. Sartori berichtet als Augenzeuge über die Entführung seines Gönners, der am 15. März 1804 von einem französischen Kommando überwältigt und am 18. März in Vincennes erschossen wurde. Sein Versuch, ihn mit Hilfe der Einwohner von Kappel zu befreien, scheitert, beweist jedoch die Tapferkeit des damals 20 Jahre alten Georg Sartori. – Im gleichen Jahr meldet er sich zum Militär und sammelt ein Jahr darauf im Feldzug gegen Österreich Kriegserfahrungen, über die in militärwissenschaftlichen Büchern kaum etwas zu lesen ist.
Von 1809 bis zum Ende 1813 kämpft er in Spanien, wird mit dem Rest der badischen Truppen interniert, flieht jedoch und erreicht im April 1814 Ettenheim. In Karlsruhe wird er – inzwischen Capitain – Chef der 1. Füsilier-Kompagnie seines neu aufgestellten Regiments.
Nach dem entscheidenden Sieg der Verbündeten über Napoleon, nach Wiener Kongreß und Verbannung Napoleons, folgen Friedensjahre, unterbrochen durch die Wirren der badischen Revolution, deren Strudel Mitte Mai 1848 Kißlau erfassten, wo Sartori als Kommandant des Invalidenkorps verantwortlich für die Garnison und die hier einsitzenden fünf Staatsgefangenen war. Ein mehrere Hundert zählender Trupp bewaffneter Revolutionäre drohte ihm mit Sturmangriff, falls er die Häftlinge nicht entlasse, – eine Forderung, der er sich wegen der geringen Verteidigungschancen beugte. Aber das Auftreten der Aufständischen bekräftigte sein Urteil über sie: Für ihn war es Gesindel, dem er sich nicht unterstellen konnte. Er hielt an seinem Eid für Fürst und Vaterland (Baden!) fest.
Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich in Bruchsal zu verstecken, bis das Eingreifen der Preußen der Revolution ein Ende bereitete. – Im Juli 1854 wurde er mit seinem Invalidenkorps nach Schwetzingen verlegt. Hier wird er aus dem Dienst verabschiedet und beschließt als Ehrenbürger in der ihm liebgewonnenen Stadt 1858 sein Leben. Ihm waren nicht viele Jahre vergönnt, in denen er noch in seinem Tagebuch lesen konnte. Er hat es uns überlassen …