Kein anderes Tier wird häufiger verspeist, und auch sprachlich werden
das Schwein, die Sau und das Ferkel oft und gern in den Mund genommen :
Als Ausdruck unverdienten Glücks und fehlender Manieren, als Schimpfwort
für Zeitgenossen und das kapitalistische System. Das Schwein ist
auch metaphorisch ein Allesfresser, Symbol religiöser Unreinheit und sexueller
Lust, besonderer Sparsamkeit und bodenloser Dummheit.
Dabei zeigt sich vor allem, wie nah uns das Schwein ist – auch physiologisch.
Neuesten Forschungen zufolge steht die Transplantation von
Schweineherzen in menschliche Brustkörbe kurz bevor. Kein Wunder,
dass sich der Mensch von seinem liebsten Nutztier durch eine Reihe von
Tabus und Vorurteilen abzugrenzen versucht.
Der Kulturwissenschaftler Thomas Macho verfolgt die Karriere des
Borstentiers vom früh domestizierten und später von Hirten gehütetem
Nutztier zum Fleisch- und Allegorienlieferanten Nummer eins. Sein Buch
ist ein Plädoyer gegen Reinlichkeitsfantasien aller Art, ein Portrait alter
und neuer Rassen sowie der Beweis, dass das Schwein dem Menschen in
Komplexität und Widersprüchlichkeit in nichts nachsteht.
- Veröffentlicht am Dienstag 2. Juni 2015 von Matthes & Seitz Berlin
- ISBN: 9783957570994
- 155 Seiten
- Genre: Belletristik, Romanhafte Biografien