Nayers Weg zum Sacromonte

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Nicht wirklich. Natürlich nicht wirklich. Er würde nur vorgeben zu pilgern. Er würde nur so tun als ob. Denn jener Sacromonte – colla visione wie Nayer sich erinnert – mochte irgendwo sein. Nayer hat keine Ahnung, wo er ihn zu suchen hat, und Nayer hat keinerlei Begehren, genau ihn, jenen von irgendjemandem versprochenen Sacromonte zu suchen. Nayer hat nicht die geringste Lust, sich den modisch-modernen Pilgerscharen anzuschliessen; er braucht sich nicht in dieses lächerliche neuchristliche Gewand zu hüllen … Oder doch?, fragt sich Nayer. Braucht er genau das? Das Gewand? Die Hülle? Damit ihm keiner auf seine Schliche kommt? Auf seine Schliche, die keine religiös-romantisch ausstaffierten Allerweltswanderrouten, sondern namenlose Privatschliche sind? Und diesen seinen Schleichwegen, diesen Pseudopilgerwegen würde er folgen, bis …?

Erhard Taverna in der Schweizerischen Ärztezeitung: ‚Ein fleissiger Spitalarzt springt über eine Brücke und begibt sich als Überlebender auf eine mühselige und zauberhafte Wallfahrt, dreissig lange Etappen, um sich selbst zu finden.‘