NETZE – Hanna und Paul Gräb – Ein Lebenswerk

2012. Hg: Hanna und Paul Gräb-Stiftung, Anne-Sophie Mutter, Arabella Wunderlich, Richard Wunderlich. Texte von Karl-Christoph Epting, Paul Gräb, Elisabeth Gräb-Schmidt, Bernd Petri, Christiane Vielhaber.

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Wehr im Landkreis Waldshut ist nicht gerade eine große
Stadt. Keine 13.000 Einwohner umfasst die Gemeinde.
Doch was das Pastorenpaar Hanna und Paul Gräb im
Stadtteil Öflingen geleistet hat, ist wahrhaft groß. Der
evangelische Pfarrer Paul Gräb ist keiner, der klein denkt.
Als er 1956 die Gemeinde in Öflingen übernahm, wusste
er Gemeinschaft durch Kunst zu stiften. Nicht etwa durch
Sakralkunst, sondern durch zeitgenössische Malerei und
Skulptur. Mit Kunstauktionen finanzierte er den Kauf einer
Orgel und nach und nach den Bau von Heimen für geistig
behinderte Menschen. Auch im Haus der Diakonie, in dem
in Öflingen etwa 80 Menschen mit geistiger Behinderung
ein Heim fanden, hat die Kunst ein Zuhause. Ganz selbstverständlich
hat sie dort in den Räumen einen Platz und
dient als Mittel der Kommunikation, wo „andere Kom mu –
nikationsformen oft nicht möglich sind“, so die Malerin
Cordula Güdemann.
Paul Gräb, manche nennen ihn einen „begnadeten
Bettler“, ist wohl auch ein begnadeter Menschenfischer.
Denn die über fünfhundert Künstler, darunter Horst Antes,
Otto Dix, Madeleine Dietz, Günter Förg und Arnulf Rainer,
gaben und unterstützten das Projekt gerne. Nicht zuletzt
wohl, weil hier jemand ist, der immer auf die Hilfe der
Kunst gesetzt hat und an sie glaubt. Das Lebenswerk von
Hanna und Paul Gräb steht auf solidem Fundament, da sie
andere Menschen dafür begeistern konnten. Der Unter –
nehmer Stephan Denk hat zur Hanna und Paul Gräb-
Stiftung, in die die Kunstsammlung von Hanna und Paul
Gräb eingeflossen ist, das Grundkapital beigetragen.
Anne-Sophie Mutter steht ihr als Schirmherrin vor und
Lothar Späth hat ihr einen Kunstpreis für Menschen mit
geistiger Behinderung zur Seite gestellt. Der Band dokumentiert
nicht nur die über 50jährige Geschichte einer
Integration der besonderen Art, er erzählt auch eine sehr
menschliche Erfolgsgeschichte, die immer noch weitere
Kreise zieht.