„Jeder Mensch besitzt seine besondere Optik, jeder sieht die Welt auf seine Weise. Die Augen des Kindes aber sitzen viel näher beim Herzen und werden von da erhellt. Wie könnte sonst ein einfacher Kieselstein vom Glanz eines Schatzes umhüllt werden?“
So lautet die treffende Erkenntnis in einer der Erzählungen aus der diesjährigen Herbstanthologie. Aber nicht nur Kinderaugen werden vom Glanz des Herzens erhellt – oft ist es auch der melancholische Blick der Erinnerung, der vom Herbst des Lebens aus sein goldenes, warmes Licht über längst vergangene Ereignisse ergießt und sie mit der Kraft der Erzählung einen Herzschlag lang erneut zum Erklingen bringt.
Aus dem Leben und für das Leben sind die hier versammelten Geschichten und Gedichte entstanden. Sie künden von den Träumen der Kindheit, singen von Hoffnung und Liebe, suchen nicht selten verzweifelt nach Gott und der Welt. Oft aber auch erzählen sie nur von ganz kleinen Dingen, den seltenen und seltsamen Inseln im Alltag, die kurz auftauchen und dann für immer zu versinken drohen, bis … ja, bis jemand kommt und das vermeintlich Unfassbare in Worte zwingt und damit für sich und für andere wieder zum Glänzen bringt.
Mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge, mal nur flüchtig berührt, dann wieder tief bewegt bleibt der Leser zurück und fragt sich, was er für sich und seinen weiteren Weg mitnehmen kann. Es ist das innere Leuchten des erzählten Lebens, das selbst die Kiesel des Kinderspiels in unschätzbare Reichtümer zu verwandeln vermag.

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