Neue Lyrik aus Österreich Band 5

silex

von

Als junges Talent mit einem sehr authentischen Ton beweist sich Lydia Steinbacher.

Der Ton ist auch gern wörtlich zu nehmen, wenn die Lyrikerin mit dem Terminus „Ton“, durchaus witzig-wortverliebt, spielt. Aber Verspieltheit macht nicht den Grundgestus von Steinbachers Lyrik aus. Da weiß eine recht viel und lässt es unaufdringlich aufblitzen, streut Irritierendes, wie absichtslos, in ihre Naturbetrachtungen – und die können im poetischen Kontext ein böse Falle sein, die über dem allzu verklärten Blick zuschnappt. Nicht für Lydia Steinbacher.

Es geht in ihren Gedichten um Orte, Stimmungen und farbaufgeladenen Bilder, auch immer wieder um ein Du – und jedes Mal gelingt es der Autorin, das verführerische Hineingleiten ins unverbindlich Schöne zu brechen, einmal ganz sanft, dann wieder mit einem harten Schnitt. Oder sie legt einen Text bewußt von vorn herein unter einem radikalen, schonungslosen Blickwinkel an.

Denn neben all den gelungenen, zauberhaften Bildern versteckt sich Lydia Steinbacher beileibe nicht vor der Welt und ihren wenig poetischen Ausprägungen, wenn sie diese klar anspricht.

Eine Autorin dieser Qualität kann es sich ohne Imageverlust leisten, ein Gedicht Schmetterlinge zu nennen. Sie ist auch im leiseren Benennen kraftvoll, wie z. B. im Gedicht kondensstreifen:

die hände wollen den horizont ergreifen
bevor er sich auflöst im nächsten regen
was verschwindet wird totgeschwiegen