Zwanzig Jahre hat die Autorin in New York verbracht:
Von den aufstrebenden achtziger Jahren bis kurz nach
der Jahrtausendwende lebte sie in der transatlantischen
Metropole, als sie zwei Jahre nach dem Anschlag auf die
Zwillingstürme beschloss, wieder nach Europa zu ziehen.
Als New Yorkerin hatte sie sich immer betrachtet, Manhattans
Upper West Side zugehörig: In sechsundzwanzig
›Proben‹ packt sie nun die Erfahrung dieser zwei
Dekaden und lässt den Leser an ihrem Alltag teilhaben
sowie an einer Zeit, die einen gnadenlosen Wandel ihres
Viertels miterlebt.
‚Ob ich New York vermisse, wurde ich nach meinem
Rückzug nach Europa oft gefragt, in einem Ton, der die
Frage als rhetorisch einstufte, denn wie wäre es möglich,
die westliche Metropole nicht zu vermissen, die
Stadt der unentwegten Sensationen und berauschenden
Abenteuer. Nein, die Stadt als Gesamtwerk fehlt mir
nicht. Ich schätze mein gegenwärtiges Kleinstadtdasein,
das konzentriert arrangierte Strassengeflecht, und täte
gewiss einen ländlichen Spaziergang ohne New Yorker
Erfahrungshorizont als billig ab. Und: Willkommen
ist mir auch die Nähe zu etlichen Grenzen, ein krasser
Gegensatz zu früher, als das Hervorziehen eines Passes
mindestens ein paar Flugstunden bedingten. Zugegeben,
an den Riverside Park mit den prächtigen Sonnenuntergängen
oder an die vorzüglichen asiatischen
Restaurants oder auch an das intensive jüdische Leben
denke ich nicht ohne Nostalgie‘, schreibt Speiser.
- Veröffentlicht am Dienstag 10. Dezember 2024 von Stroemfeld
- ISBN: 9783866000100
- 118 Seiten
- Genre: Belletristik, Essays, Feuilleton, Interviews, Literaturkritik