Nibelungen I

von

Das geheime Königreich – eine graphische Erzählung in vier Kapiteln als Classic-Comic.
Aus den Figuren des Mythos schafft der Autor eine faszinierende Fantasywelt: Das Geheimnisvolle, das Gewalttätige, das Monumentale, das Groteske und das Erotische des Epos, das ist der Stoff aus dem er seine eigenen Nibelungensaga neu schöpft.
Der Maler und Illustrator Jimmy Stepanoff hat die Nibelungen in seiner eigenwilligen, an Filmbildern geschulten Handschrift neu interpretiert. Die Arbeiten zeigen von Stepanoffs breitem Kanon aufklärerischer Ethik und kulturhistorischer Bildung. Dabei folgt der Künstler konsequent seinem eigenen Stil: Farben, Formen und die Ästhetik der Kompositionen sind originär – teils erinnern sie an Comics, teils an Historiengemälde, doch bei genauer Betrachtung entziehen sie sich jedem Vergleich. Insbesondere in seinem Nibelungenzyklus verwendet Stepanoff spannungsvolle Lichteffekte, wie er es beim Film gelernt hat. Die Konturen der bisweilen monströsen Figuren verlieren sich teilweise in der geheimnisvollen Suggestionskraft der Farbe. Unheimliche Gestalten schälen sich aus Nebelschwaden und vermitteln dem Betrachter ein Gefühl von Bedrohung. All dies erschließt sich aber nicht auf den ersten Blick. Man muss sich Zeit nehmen und die Imaginationskraft der Bilder auf sich wirken lassen, damit man deren geheimnisvolle Tiefe spürt.
Vor diesen Bildern lässt sich gut über die Rolle des Individuums in einer bedrohten und sich rasch wandelnden Welt meditieren – einer Welt, in der nichts mehr Gültigkeit hat außer der Phantasie. Genau das vermittelt ja die Nibelungensaga: Sie schildert eine dem Untergang geweihte Welt, deren Protagonisten sich gegen ihr unabwendbares Schicksal aufbäumen und ihm doch nicht entkommen. Für diese Welt und dieses Schicksal hat Jimmy Stepanoff einen überzeugenden ästhetischen Ausdruck gefunden.