Nichts über Grillparzer

von

Die Geschichte Georgs, eines alternden Grillparzerforschers, dem hinter der Fassade des rührseligen Poeten und verstaubten Staatsdichters Franz Grillparzer ein durch seine Familientragödie verletzter und empfindsamer Mensch begegnet. Georgs Frau Anna ertrug das Leben hinter Büchern und festgeschriebenen Familienromanen nicht mehr, diese Ahnfrauen, diese literarischen Gestalten, die ihn ständig heimsuchen: Josef K, der Jäger Gracchus, Ernesto Mejía Sánchez, und mit Libussa oder wie seine Liebschaften auch sonst heißen mögen, wollte sie nicht konkurrieren. Ihre Kinder mühen sich redlich ab, zwischen den Textgeweben der Fiktionen, Alltagsmythen und Beziehungsmodelle nicht nur dem Unheimlichen zu begegnen, sondern auch das Leben zu entdecken, dem sie sich stellen wollen und müssen. Maria, die Tochter, die ein Kind erwartet, Clemens, der Sohn, der hinter einem Verehrungsobjekt eine Frau entdeckt, weil diese es so will. Da ist noch Paul, der Mann Marias, ein verzweifelter Psychoanalytiker, der an der einander zugestandenen Freiheit zu scheitern droht, und Anton, der gemeinsame Freund, den die Gestalten der hinter sich gelassenen kleinbürgerlichen Welt beunruhigen und krank machen.
Eine Flucht nach Nicaragua scheint Maria ein Ausweg zu sein, Georg, Anna und Paul reisen ihr nach und suchen zwischen Tropenidylle und harter Realität nach einem neuen Anfang. Schon einmal waren sie hier, kurz nach der Revolution, wollten authentisch sein, solidarisch Handelnde eines großen Epos, das sie mitschreiben wollten. Ernüchtert gehen sie nun nach all den Jahren aus der Konfrontation mit ihren alten Hoffnungen hervor. Was wird aus ihrem Leben, ist es ein Familienfluch, der Atem holt? Eine neue, bessere Fiktion?