Noll

Roman

von

Ein Mann nimmt Abschied, er wird den nächsten Tag nicht überleben. Doch Noll kann nicht aufhören, sich zu erinnern, und so werden die letzten Stunden zur Spurensuche und zu dem Roman eines Lebens – wie ein Musikstück komponiert, fügen sich Geschichten voller Geheimnisse, Schuld und Augenblicken des Glücks ineinander. Die Figuren in Noll kämpfen mit dem Gleichmaß der Alltagsgeschwindigkeit, ringen um Selbstbehauptung in einer in die Schräge gedrehten Welt, und schließlich entfaltet, wie schon in Jäckles hochgelobten Erzählungen Es gibt solche, das Erinnern selbst seinen Zauber, wird das Erzählen zum eigentlichen Helden des Romans. Verdrängte Schuld, vertuschte Katastrophen – im Erinnern erzählt sich auch das Ausgesparte, das Angedeutete mit. Der Großvater, der im Krieg einen Finger verloren und begraben hat, so wie die eigene Schuld, nach der man in der Familie nicht fragt. Der Vater, der plötzlich nicht mehr wiederkommt. Viejo, ein verrückter alter Mann, ein Geschichtenerzähler, der seine letzte Geschichte nicht mehr loswird. Und schließlich Noll selbst, der dem Leben abhanden kommt, sich von den Menschen entfremdet, weil ihm in den entscheidenden Augenblicken die richtigen Worte fehlen. Wie das wohl ist für einen, der den letzten Augenblick gesetzt hat, wie man einen Punkt setzt nach dem beendeten Satz. Wie das wohl ist, wenn einer geht. Inhalt und Form fließen ineinander, Sätze und Erinnerung verweigern Eindeutigkeit. In kunstvoll variierten Wiederholungen kreisen sie immer enger um die Geheimnisse einer Familie und schließen sich am Ende wie ein erdenrunder Abendhimmel