NordBräute

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Oktober 2008: Während in Reykjavík wütende Massen ob der finanziellen Notlage ihres Landes demonstrieren, beschließt die alte Christa am Vorabend ihres neunzigsten Geburtstags, ihrer isländischen Familie endlich reinen Wein über ihre Herkunft einzuschenken. Doch das mit der Wahrheit ist so eine Sache für die eigensinnige Christa, die sich über Jahrzehnte in Heimlichkeiten verstrickt hat. Kein Wunder also, dass die alte Dame mit ihrer Lebensbeichte die ganze Sippe in helle Aufregung versetzt. Sympathisierte Christa, die 1949 von Deutschland nach Island auswanderte und es zur reichsten Immobilienmaklerin der Insel brachte, etwa mit den Nazis? Und was hat Christas deutschstämmige Freundin Jóhanna mit all dem zu tun? Jene Frau, die Christa einst das Leben rettete und nun zurückgezogen auf einem Bauernhof in der Nähe des Gletschers lebt. Allein Christas Enkel Jón, der als Cellist in einem deutschen Sinfonieorchester arbeitet und zu Christas Geburtstag nach Island reist, scheint das Herz seiner Großmutter im Tumult der Feierlichkeiten zu erreichen. Dabei kommt er nicht nur Christas Geheimnis auf die Spur, sondern auch dem von Jóhanna und deren Tochter Léontine, die soeben wegen des Verschiebens von Kapital in ausländische Briefkastenfirmen verhaftet wurde. Mitreißend und voller Humor erzählt Anne Siegel im ersten Teil ihrer großen Island-Triologie die Geschichte einer deutschen Auswanderin in Island, die nicht nur tiefe Einblicke in die historischen Beziehungen beider Länder gibt, sondern auch die isländische Bankenkrise seit 2008 geschickt in Szene setzt.