Nostradamus oder die Zeiten, die sich geändert haben

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Am Anfang steht die Rettung einer Ausgabe der Prophezeiungen des Nostradamus in einer verwüsteten Schloßbibliothek in Flandern durch den Vater des Autors im Oktober 1918. Fast 100 Jahre später besucht der Autor den Schauplatz des Geschehens und hält das gerettete Exemplar in Händen. Ein Kreis hat sich geschlossen. Der Vater verlor auf Grund der Nürnberger Rassegesetze seine Stellung als Buchhändler, die Familie lebte bis zum Ende des Krieges unter den Bedrohungen der Nazizeit. Die politische Entwicklung in der Sowjetischen Besatzungszone/DDR führte zur Resignation und Enttäuschung des Vaters. Am Ende der Schulzeit des Autors stand der 17. Juni 1953. Die relativ freie Atmosphäre des Studiums der Anglistik und Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität war ebenso prägend wie die kulturellen Eindrücke aus dem „Kampf der Systeme“ im Berlin der fünfziger Jahre vor dem Mauerbau. Als Bibliothekar verfolgte der Autor die kulturpolitischen Ereignisse der Zeit, die durch ausgedehnte Lektüre, Besuche von Theater- und Filmaufführungen und Ausstellungen ergänzt wurden. Ja, so war es – Nein, so war es nicht: diese Polarität bestimmt die Erinnerungen, ohne den gängigen Wegen der Erinnerungskultur zu folgen.