Oase der Menschlichkeit

Gemeinschaftsroman

von

„An drei Menschen, dem jungen Ehepaar Ernst und Esther, das durch den zweiten Weltkrieg hindurch gegangen ist, und an Dr. Brugger, Direktor einer Seminarschule, wird eine Welt dargestellt, in der das Bemühen um Heil und Heilung des modernen Menschenwesens höchstes Anliegen ist. Das Buch ist weder ein Roman noch eigentlich eine Erzählung. Es ergibt sich vielmehr aus Gesprächen, Schilderung von Ereignissen, Tagebuchaufzeichnungen, Träumen, Meditationen, Erfahrungsberichten, Gleichnissen und Hinweisen. Diese verschiedenen Mittel der Aussage lassen diese Welt aufleben, aufleuchten, die Oase der Menschlichkeit sein will, zu sein hat und die daher auch die mannigfachen Krisen bekämpfen muss, die aus ihrer Mitte aufbrechen. Ernst und Esther sind Lehrer an dieser Schule, künstlerische Menschen, leidgeprüft, die nun die Erfahrungen, die ihnen der zweite Weltkrieg auferlegt hat, zu durchdringen und fruchtbar zu machen versuchen. Dr. Brugger ist ein gereifter Mensch, dessen Lebensweg ihn schon bedeutend weiter geführt hat, woraus sich auch die härteren Prüfungen ergeben, so der Konflikt mit der Lehrerschaft der Schule, der das ganze Unternehmen in Frage stellt und der durch Dr. Brugger schließlich überwunden wird.
. Alle Schilderungen in diesem Buch sind sehr intimer Art. Sie betreffen Schicksalsregungen, Tatentschlüsse, Gedankenreihen und Empfindungsweisen, die nicht gleich für den ersten flüchtigen Blick offen zutage liegen, die vielmehr tiefer im Menschen eingebettet sind und dabei auch sein eigentliches Wesen angehen. Hinter dem pädagogischen Element des Buches öffnet sich die Aussicht auf die entscheidenden Grundgedanken der Anthroposophie, die den drei Hauptgestalten Lebenswirklichkeiten werden, so etwa das Verhältnis der Toten zu den Lebenden, die Wiederverkörperung des Menschen, die Beziehungen des Einzelnen zum Mitmenschen, der ätherische Christus als der entscheidende spirituelle Impuls unserer Zeit im Alltag, in der Meditation und in der Kunst, das Problem des Bösen, zeitgemässe Architektur als Heilfaktor und noch vieles andere mehr.
Das ganze Buch ist völlig unserer Zeit zugewandt und ihr verpflichtet. Was hier gänzlich fehlt, ist die versponnene Fabulierlust. Mit jeder Seite zielt Steffen darauf hin, den Menschen aus der Lethargie zu heben und ihn zur Bewältigung des Chaos zu befähigen. Dies zeigt sich selbst bei Stellen, die mehr Einleitung und schneller Hinweis sind. Etwa bei dieser: ‚Unsere Zeitgenossen merken überhaupt noch nicht, wie sich das innere Leben seit einigen Jahrzehnten geändert hat und wie immer mehr das Übersinnliche hereinspielt, worüber jedermann, der achtgäbe, seine Erfahrungen machen könnte. Aber man muß seine Sinne nicht nur nach außen, sondern auch nach innen öffnen.'“ (CRS. im LITERATURBLATT der „Basler Nachrichten“ vom 10.Dezember 1954)