obladi oblada

Mein Leben dank Augusta

von

‚Ein Leben, das nicht leicht war, schwerelos zu erzählen, dazu gehört Kunst – und die Lebenskunst, die darin durchscheint, hat mir als Leser gut getan.‘ Adolf Muschg
Ein kleines Mädchen wird in einem Landgasthof abgegeben und sagt vor Freude ‚Obladi Oblada‘. Grösser ist sein Wortschatz nicht, denn ausser den Beatles* am Radio hat bisher kaum jemand zu ihm gesprochen.Es ist unterernährt, aber fröhlich und hat einen unbändigen Überlebenswillen. Als seine Beine stark genug sind, es zu tragen, beginnt ein langer, abenteuerlicher Weg, auf dem sich Tränen und Gelächter abwechseln.… So genau hatte sie sich das nicht überlegt. Sie hatte sich einfach geschworen, dass sie helfen wollte, falls ihr geholfen wurde. Sie hatte selten wählen können, fand sich immer mit dem ab, was das Leben für sie bereithielt. Manchmal wunderte sie sich zwar darüber, was es ihr auftischte, aber sie arrangierte sich, ohne lange zu zaudern. Das bedeutet nicht, dass sie nicht kämpfen konnte. Sie scheute sich nicht davor, sie war pragmatisch veranlagt. Weitergehen, vorwärts schauen. Der Mann, den sie liebte, hatte ihre Schwester geheiratet. Mit ihr hatte er die Kinder gezeugt, die Augusta von keinem andern haben wollte. Sie ging weit weg – ins Tessin, in die Westschweiz, nach dem Krieg nach England –, lernte Sprachen. Sie kam zurück und schuftete im Hotel des Schwagers mit, sah den Nichten und Neffen beim Aufwachsen zu, stahl sich ab und zu ein paar Krümel der Liebe, die für sie übrig blieben in der Grossfamilie. Die Möglichkeiten waren begrenztin den beengenden Bergen.

* Ob-La-Di Ob-La-Da, ein nigerianischer Spruch aus der Sprache der Yoruba, bedeutet so viel wie ‹Es kommt, wie es kommt›. McCartney hatte ihn vom Conga-Spieler Jimmy Scott.