Ökonomik im Mittelalter

Eine Zeitreise mit modernen mikroökonomischen Theorien

Lassen sich betriebswirtschaftliche Probleme in früheren Zeiten zum Beispiel der Bau der ägyptischen Pyramiden, der Handel auf der Seidenstrasse, die Produktion venezianischer Handelsschiffe oder die Führung militärischer Feldzüge mit betriebswirtschaftlichen Theorien und Konzepten unserer heutigen Zeit analysieren? Sind die modernen, (mikro-)ökonomischen Theorien, welche für die aktuelle Betriebswirtschaftslehre von grundlegender Bedeutung sind, wissenschaftliche Errungenschaften, die wirtschaftliche Phänomene und Entwicklungen unabhängig von Raum und Zeit erklären? Oder sind die ökonomischen Theorien Errungenschaften unserer heutigen Zeit und damit Kulturprodukte, die sich nicht ohne weiteres in andere Zeit- und Kulturräume transferieren lassen?
In der vorliegenden Publikation wird vom Versuch berichtet, ausgewählte ökonomische Theorien zur Erklärung von spezifischen Entwicklungen und Ereignissen im Spätmittelalter zu nutzen. ‚Zeitreise‘ bedeutet in diesem Zusammenhang, aktuelle Theorien in historische Verhältnisse zu transferieren. Im einzelnen werden folgende Phänomene ökonomisch zu erklären versucht:

1. Die Herrschaftsablösung von Rudolf Brun in Zürich analysiert anhand einer ökonomischen Theorie der Herrschaft
2. Die acht-örtige Eidgenossenschaft koalitionstheoretisch analysiert
3. Analyse der mittelalterlichen Grundherrschaft mit der ökonomischen Theorie der Verfügungsrechte
4. Neoklassische Arbeitsmarkttheorie angewandt auf das Söldnerwesen des 16. Jahrhunderts in Zürich
5. Die Fugger ein Grossunternehmen des 16. Jahrhunderts transaktionskostenökonomisch erklärt.

Das Projekt und das Fazit werden in den beiden Aufsätzen der Herausgeber diskutiert.