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Eine persönliche Spurensuche

von

Nach Tanger zog es schon viele Maler und Schriftsteller Europas. Eine Stadt, deren Gassen eng und schmutzig sind, eine Stadt, die sich Einheimische und Besucher gleichermaßen unterwirft. Abdelkader Benali lernt diesen Ort erstmals im Sommer 1998 als Sprachstudent kennen. Der 22-Jährige hat da in den Niederlanden bereits einen erfolgreichen Roman publiziert. Was ihn hergelockt hat, ist ein Bild von Matisse, das dieser zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Stadt am Meer malte. In einem marokkanischen Dorf geboren, war Benali als Kind mit seinen Eltern nach Rotterdam gezogen. Doch sein Besuch ist weniger eine Spurensuche in die eigene Vergangenheit als vielmehr die Selbstvergewisserung als Schriftsteller, der seine Sinne ganz für all die verwirrenden Eindrücke öffnet und es nicht versäumt, an die Tür von Paul Bowles zu klopfen.
Kreisend, mittels Rückblenden, Beobachtungen und Reflexionen nähert sich Benali wie ein Flaneur der Stadt Tanger als Erfahrungsraum an. Eugène Delacroix und der französische Reiseschriftsteller Pierre Loti zählten zu ihren frühen Besuchern. Gespräche mit einem befreundeten Maler bringen dem Autor Henri Matisse näher.
Das Blau des Meeres, das Licht, die koloniale Vergangenheit und jener unwägbare Raum zwischen Europa und Orient – all das fängt Benali in einem berückenden Mosaik ein. Seine poetische Sprache, die sinnliche Bilder mit klugen Aphorismen verbindet, entfaltet einen Sog, dem man sich schwer entziehen kann. Beim Zuklappen des Buches ist man bloß von einem Gedanken beherrscht: nach Tanger!

Zum 150. Geburtstag von Henri Matisse am 31. Dezember 2019!

»Tanger ist die Stadt der Flaneure. Ich möchte Tanger à la Walter Benjamin, aus dem Blickwinkel des Flaneurs erkunden: als einer, der sich treiben lässt, sich verliert in der Stadt, verborgene Winkel entdeckt. Als einer, der Zeit und Raum entgrenzt. Ein Anti-Tourist. Ohne Story, ohne Ziel. Nur Bilder des Staunens. Und ich nehme den Zuschauer mit auf die Reise, zeige ihm meine Bilder von Tanger, alte Filmsequenzen aus dem Tanger der 1930er/40er/50er Jahre, daneben das Tanger von heute mit seiner Gewalt, seiner neuen Bevölkerung und seinem frischen Elan.«
Abdelkader Benali

4000 Exemplare der niederländischen Originalausgabe allein im Museumsshop des Stedelijk Museum in Amsterdam verkauft!

»Wer reich beladen nach Tanger kam, dem wurde alles genommen. Wer mit nichts nach Tanger kam, erhielt die Welt.«
Marokkanisches Sprichwort

»Benali schreibt so rasant und wortschöpferisch, als gelte es, Joyce zu überjoycen und auch sonst alles über den Haufen zu schreiben, was seither verfasst wurde. Irrsinnige Schnitte, harte Schwenks: Abdelkader Benali erzählt schnell, lakonisch und brutal: eine komplexe Geschichte von der Begegnung zwischen Europa und Nordafrika.«
DER SPIEGEL zum Erstlingsbuch Hochzeit am Meer