Oll Priem

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Oll Priem – mit bürgerlichem Namen Haberkuk Jaspersen – ist an der nordfriesischen Küste nur unter seinem Ehrennamen bekannt, den ihm seine unbändige Leidenschaft für Kautabak eingebracht hatte. Der Sechzigjährige Leuchtturmwärter hatte nicht immer ein so beschauli-ches Leben geführt. Er bereiste als Fahrensmann die Meere, doch sein Lebenstraum – Kapitän auf eigenem Schiff – sollte sich nicht erfüllen. Oll Priem hadert mit seinem Schicksal nicht, ist ein einfacher Mann mit wachem Verstand und großem Herzen. Er liebt seine Heimat: das flache Land hinter dem Deich mit den der Küste vorgelagerten Inseln und Halligen, die er von seinem Turm aus allzeit im Blick hat. Auch ist er nicht einsam, wie sein Beruf vermuten ließe. Es vergeht kaum ein Tag, an dem er nicht Besuch von „seinen Jungens“ erhält. Trolle, Mom-me, Axel, Wolf und Martin sind eine verschworene Gemeinschaft Halbwüchsiger. Kein Streich, der in der kleinen Friesenstadt Aufsehen erregt, geht ohne ihre Beteiligung ab. Und doch drängt sich der Ernst des Lebens in diese unbekümmert scheinenden Jugendtage. Es wird den jungen Leuten recht drastisch bewusst, dass jeder Fußbreit heimatlichen Bodens dem Meer abgetrotzt und gegen die Gier der heranwogenden Nordsee verteidigt werden muss. Auch durchleben sie die aufregende Zeit, in der die Weichen für ihre Zukunft gestellt werden. Oll Priem steht ihnen mit der Weisheit seiner Lebenserfahrung zur Seite und soll Recht behal-ten: „Es wird jeder auf den Platz gestellt, den er verdient und auf den er gehört!“

Dem Buch – vor einem Jahrzehnt galt es noch als überlebtes Medium – sagte man ein kümmerliches Siechtum voraus, doch seine Beliebtheit nimmt eher zu, als dass es von digitalen Medien verdrängt werden könnte. Zigtausende Neuerscheinungen pro Jahr allein auf dem deutschen Büchermarkt sprechen eine eigene Sprache. Doch wie steht es um den Leseenthusiasmus unserer Jugend? An Neuerscheinungen und gekauften Exemplaren von Kinder- und Jugendliteratur ist dieser nicht messbar. Das Angebot ist groß und vielfältig. Doch sind es zumeist Eltern und Großeltern, die für Umsätze in den Buchhandlungen sorgen. Kinder- und Jugendbücher werden von Erwachsenen gekauft, die mit dem Buchgeschenk die Hoffnung verbinden, Interesse am Lesen beim eigenen Kind zu wecken. Und nicht zuletzt dank den phantastischen Geschichten um den kleinen Zauberlehrling Harry Potter ist es auch gelungen die jugendliche Leserschar um ein Vielfaches zu vergrößern. Das ist gut so. Doch was mag passieren, wenn einem Großvater bei der Suche in seiner Buchhandlung der Fuß stockt, wenn er verwundert stehen bleibt und einen Titel zur Hand nimmt, den er in der eigenen Kinderzeit mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen hatte? Wir hoffen, er wird erfreut zugreifen, dem Enkel oder Urenkel mit einem Augenzwinkern mitteilen, um welch köstlichen Lesestoff es sich bei diesem besonderen Buch handelt. Wir, das sind der Förderverein der Stadtbibliothek Wismar, der die Idee zur Neuauflage historischer Kinder- und Jugendbücher hatte, der Verein „Mein Herz für Mecklenburg-Vorpommern“ e.V. und der Godewind Verlag. Alle Beteiligten an diesem Projekt sind sich darin einig, dass es nicht nur die klassischen Abenteuergeschichten von Twain, Defoe, Stevenson oder Gerstäcker wert sind in Neuauflagen zu erscheinen. Auch viele deutsche Autoren verdienen es, der Vergessenheit entrissen zu werden. Wir sind uns ganz sicher: Großvater und Enkel werden ein gemeinsames Lesevergnügen finden.