Es gehört zu den tragischen Seiten der deutschen Geschichte, dass die Namen vieler vormals verdienstvoller Demokraten mit der nationalsozialistischen Machtübernahme am 30. Januar 1933 gleichsam dem Vergessen anheimfielen. Das trifft in ganz besonderer Weise auf jene Akteure der politischen Bühne zu, deren Wirkungsfeld nach der Kriegsniederlage von 1945 nicht mehr zu Deutschland gehörte.
Ein repräsentatives Beispiel hierfür ist der Lebensweg von Otto Wagner (1877–1962), der nach Jahren in der Jenaer Lokalpolitik bis 1933 die Geschicke der Metropole Breslau als Oberbürgermeister lenkte. In der hier vorliegenden Studie wird die Breslauer Geschichte der Jahre der Weimarer Republik im Lichte seines Wirkens umfassend und detailreich nachgezeichnet. Der von der Novemberrevolution bis zum Jahr 1933 geschlagene Bogen rekonstruiert Kulminationspunkte der politischen Entwicklung in der Oderstadt – etwa den Kapp-Putsch oder die Zeit der Inflation – und zeigt daneben Otto Wagner in seinem Bemühen, den Alltag jener Zeit, die in Schlesien besonders von Not und Armut bestimmt war, menschenwürdiger zu gestalten. Etwa gelang ihm mit der 1929 gezeigten Ausstellung „Wohnung und Werkraum“, hier einen weit beachteten Akzent zu setzen.
Von den neuen Machthabern kaltgestellt, kehrte Otto Wagner 1934 nach Jena, dem Ort seines früheren Wirkens, zurück und wurde dort 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht als Oberbürgermeister eingesetzt.
Noch einmal setzte er alle Kräfte ein, nun in der Saalestadt die Verhältnisse so weit als möglich zu verbessern und erwarb sich dabei auch hier bleibende Verdienste, an die anlässlich seines 50. Todestages zu erinnern diesem Buch vorzüglich gelingt.
- Veröffentlicht am Mittwoch 28. November 2012 von Leipziger Uni-Vlg
- ISBN: 9783865836809
- 450 Seiten
- Genre: Autobiographien, Biographien, Geschichte, Sachbücher