Paradiese

Schöne Gedichte Neue Lyrik aus Österreich. Band 1

von

Der Dichter und das Paradies. Nein, der Dichter und Paradiese. Bereits im Titel die lapidare Aufforderung: hier ist genau hinzuschauen. Zum Beispiel beim Hühnerparadies. Das keineswegs eines ist, wo den Hühnchen die gebratenen Tauben in den Schnabel hinein serviert werden. Eher handelt es sich um das Gegenteil, wenn sie sich traurig am fettigen Spieß drehen, die Gebratenen, Verratenen. Die Hühner. Immer eine Frage der Draufsicht, auch das Paradiesische.
Konsequent und stimmig durchkomponiert, handelt Gerhard Ruiss das Thema in mehreren Abteilungen ab. Ganz klassisch beginnt’s mit Adam und Eva, geht über zu Flora & Fauna, findet sich wieder im Versalzenen, um übers Stadium Vorübergehend anzulangen bei Bis in alle Ewigkeit. Wo natürlich noch nicht Schluss sein kann, endlich also kommen sie dann, die Zustände, paradiesisch.
Wer sich kuschelgesäumte Wölkchen erwartet, wird zurecht enttäuscht. Radikal, grundsätzlich, anlassgebunden, liebenswert, furios, anrührend – Paradiese à la Ruiss; schöne Gedichte, einmal als Momentaufnahme zu erschließen, dann wieder zu dekodieren in einem größeren Kontext, was sich schließlich als verlässlich aktuell erweist. Gerhard Ruiss ist wie immer genau, neugierig und scharfsichtig, stets formale Konstruktion und pointierte Aussage ausbalancier