Paris

Ein Stanserhorn-Roman

von

So lange wie Judith hat noch keine Frau auf ihre Hochzeitsreise gewartet. In die Stadt der Liebe hätte es gehen sollen. Und dies vor – sage und schreibe! – dreißig Jahren. Jedes Jahr hat Judith, die als Seilbähnlerin bei der Stanserhorn-Bahn arbeitet, darauf gehofft, dass es doch noch klappt. Hat sich vorbereitet – Französisch gelernt, Stadtpläne studiert, Sehenswürdigkeiten rausgesucht, Zugverbindungen angeschaut. Aber irgendwie ist es nie dazu gekommen, dass Guido und sie den Zug nach Paris bestiegen hätten. Guido, ihr Mann, der überaus charmante Tierarzt, hatte einfach immer viel zu viel zu tun. Zumindest zu Beginn ihrer Ehe. Und später, später hatte er – wie sich Judith eines Tages eingestehen musste – wohl einfach keine Lust mehr, überhaupt irgendwohin zu reisen mit ihr.
Nun, es muss wirklich sehr viel geschehen, bis Judith öffentlich erklärt, dass Paris auf ihrer persönlichen Weltkarte fortan ein schwarzes Loch sei. Und dann fällt sie in genau dieses Loch hinein – und landet dabei erstaunlich weich.
»Paris« ist die Geschichte einer Frau, die am Leben nicht zerbricht, sondern dank der Tiefschläge lernt, wie stark sie wirklich ist. Einer Frau, die erkennt, dass das Glück vorbeizieht, wenn man sich nicht getraut, die Tür zu öffnen. Zu dieser Erkenntnis gelangt sie, als sie doch noch nach Paris reist und – ganz allein – vor 7300 Tonnen Stahl steht. Wieder zu Hause in Stans und eine magische Begegnung später realisiert Judith dann, dass Paris überall sein kann – sogar auf dem Stanserhorn.