Passagen Literatur

von

Ein taubstummer Junge sitzt vor einem Laden in einem entlegenen Kaff in den Wäldern Kaliforniens. Wie besessen schreibt er in ein kleines Notizbuch, was um ihn herum passiert: Mag diese Jungs nicht. Sie sind böse. Sie haben etwas Schlimmes vor.
So beginnt die Schlussnovelle eines Zyklus, mit dem Dennis Cooper, Underground- und Kultautor, die literarische Öffentlichkeit in den letzten Jahren aufgeschreckt hat. Wie schon in ‚Ran und Trug‘ erwartet den Leser auch in ‚Punkt‘ eine tour de force durch eine elternlose Jungenswelt voller verwirrter Begehren, Drogenträume und Pornographie. Leon begehrt Nate, Nate schläft aber mit Bob, dessen Liebhaber George von den Mitgliedern der satanistischen Rockband ‚The Omen‘ entführt und misshandelt wurde. Daneben gibt es noch einen merkwürdigen Schriftsteller, der ein ‚Punkt‘ betiteltes Buch geschrieben hat, in dem es unter anderem um eine mordende Band namens ‚The Omen‘ geht. Das Chaos in Coopers Welt hat Methode: nicht mehr als einzelne Figuren abgrenzbare Verkörperungen von Gewalt und Begehren bilden in ‚Punkt‘ ein System von Spiegelungen und Substitutionen, in dem die Grenzen zwischen Realität und Phantasie zunehmend verschwinden.