Persönliche Antwort

Gedichte

von

Willi Ennulat, Jahrgang 1955, geboren und aufgewachsen in Dortmund,
verheiratet, drei Kinder, lebt im Emsland. Klinischer Suchttherapeut
und Musiker hat einen Gedichtband geschaffen, der aufhorchen lässt.

Sich Inseln eines eigenen Lebensgefühls schaffen, sich in Einklang
bringen mit der einen umgebenden Wirklichkeit, die Augen öffnen für die
Vielfältigkeit menschlicher Beziehungen, sich zu sich selbst bekennen,
indem ich mich entdecke – das sind inhaltliche Grundelemente des hier
vorgelegten Gedichtbandes mit dem provozierenden Titel ‚Persönliche
Antwort’.
Provozierend, denn unsere heutige Gesellschaft – und damit auch die
Literatur – stagniert in einer Zustandsbeschreibung des Augenblicks,
blickt nicht in Zukunft und Vergangenheit, beraubt sich damit der
eigenen humanen Möglichkeit einer umfassenderen Betrachtung und
Erfahrung. Gesellschaft und Literatur verharren zudem nur zu oft in
einer Beschreibung des Ichs, losgelöst von seinem vielfältigen
sozialen Beziehungsgeflecht.
Die aus dem eigenen Sein in seinen vielfältigen Beziehungsebenen sich
entwickelnde Perspektive, die Willi Ennulat als Antwort entwirft, die
persönliche Antwort, verlangt die Auseinandersetzung mit sich selbst,
mit seinen Wurzeln, die mehr als oberflächliche Betrachtung des Heute
in seiner ganzen Vielfältigkeit und das sich daraus entwickelnde
Vertrauen in sich selbst.
Die persönliche Antwort ist somit kein Ismus, vielmehr die Anleitung zu
einem Bekenntnis zu sich selbst, ist Wiederentdeckung eigener
Lebensfreude und auch von Trauer und Schmerz, die allesamt Teile
unserer Identität sind.
Dies alles gelingt Willi Ennulat mit seiner leisen Poesie, die uns als
Leser durch die kleinen Bilder der Vielfältigkeit des Alltags
ermöglicht, sich immer wieder neu einzufinden in seinen Texten. Wir
merken, es geht um mich in seinen Gedichten, er spricht über mein
Gefühl, über mein Empfinden, über mei-nen Schmerz und meine Hoffnung.
Willi Ennulats Gedichte zeigen uns Möglichkeiten und Chancen, nehmen
uns mit auf den Weg zu uns selbst, lehren uns die Freude an diesem Weg.

Lehrerindianer

Feuchte Füße,
Hose dreckig,
Überstunden –
aber glücklich!
Im matschigen Wald,
es duftete süßlich,
bei strömendem Regen,
war ich Kind unter Kindern,
habe kletternd
und rennend erfahren,
wie klein Klassenzimmer sind.