Pfefferkörnchern.

Erzählungen aus Indien

von

Die sechs Erzählungen mit dem Titel „Pfefferkörnchen“ handeln an verschiedenen Orten Indiens – in einem Vorort von Kalkutta, in Kalkutta und in einem Dorf drei Zugstunden entfernt, im Himalaya-Städtchen Kalimpong, in der Kleinstadt Bolpur und an einem Ort am Meer, Digha. Es sind realistische Erzählungen, die auf authentischen Vorbildern beruhen. Ihre Handlungen erstrecken sich über einen langen Zeitraum, sie begleiten eine oder mehrere Personen Jahre oder Jahrzehnte und schildern wie jene ihr Leben innerhalb der engen, oft erdrückenden gesellschaftlichen Konventionen zu meistern versuchen. Die Erzählungen haben dieselbe Stillage und ergänzen einander; man kann sie als Erzählzyklus bezeichnen.
Es sind Erzählungen, in denen sich die typischen menschlichen Probleme und Themen der Gesellschaft Indiens – aber auch allgemein die conditio humana – spiegeln: die Spannungen zwischen Städtern und Dorfbewohnern, zwischen den Armen und der wohlhabenden Mittelklasse, zwischen der alten, weiterhin mächtigen konservativen Denk- und Lebensart und dem Streben nach Moderne, nach Freiheit und materiellem Erfolg und Liebe. In allen Texten geht es, über das Typische hinaus, um die Gestaltung von schwierigen menschlichen Schicksalen, dem Willen, über die Konventionen hinauszuwachsen, und eben auch oft, wie dieser Wille erlahmt und sich mit dem Gewöhnlichen arrangiert.
Im Gegensatz zu anderen literarischen Werken, die Not und Schicksale in Indien darstellen – etwa „Weißer Tiger“ von Ageda – geht es hier um den menschlichen, sympathisierenden Blick, um die Suche nach Verständnis, auch um die Gestaltung des Tragischen solcher Schicksale, die in konventionellen Denk- und Sozialschemata gefangen sind und nicht ausbrechen können. Kämpchen schreibt aus der Perspektive des (seit 40 Jahren in Indien wohnenden) Europäers, der sich in die Situation der handelnden Personen versetzt und sie zu verstehen versucht.