Anno 1622, mitten im Krieg, erschien in Frankfurt am Main eine „Auswahl philosophischer Gedichte“, „Scelta d’alcune poesie filosofiche“, des kalabresischen Dominikaners Tommaso Campanella (1568-1639).
Es sind Kerkergedichte. Campanella hat insgesamt dreißig Jahre im Kerker zugebracht. Er entging der Todesstrafe nur, weil er sich wahnsinnig stellte. Seine Sonette und Madrigale sprechen den Gefolterten und Verlassenen Trost zu und entwerfen Campanellas Programm einer umfassenden Reform des privaten und öffentlichen Lebens. Diese Reform muß mit einer Erneuerung des Denkens beginnen. So zeichnen diese Gedichte den ersten umfassenden Umriß des philosophischen Denkens Campanellas. Sie verknüpfen das Konzept des „Sonnenstaates“ mit dem finsteren Ort seines Entstehens.
Kein Geringerer als Herder hat auf die poetische Kraft und philosophische Bedeutung dieser Gedichte hingewiesen. In Italien gelten sie heute als ein Höhepunkt der italienischen Lyrik. Für den deutschen Sprachraum sind sie neu zu entdecken. Thomas Flasch hat eine Auswahl von fast vierzig Gedichten getroffen und eine neue, reimlose Übersetzung geschaffen, die er dem italienischen Original gegenüberstellt.
Ein einleitender Essay von Kurt Flasch stellt Campanella als Dichter-Philosophen vor. Er umreißt Campanellas theoretische Bedeutung und geschichtliche Stellung; er sucht den Konvergenzpunkt von Poesie und Philosophie. Der Band enthält ferner einen philosophisch-historischen Kommentar zu jedem Gedicht.
- Veröffentlicht am Dienstag 19. November 1996 von Klostermann, Vittorio
- ISBN: 9783465028703
- 292 Seiten
- Genre: Aufklärung, Hardcover, Philosophie, Renaissance, Softcover