Pirouette des Elektrons

Meistererzählungen

von ,

Das Buch
Heinrich Schirmbeck wird vielfach mit Edgar Allan Poe und E.T.A. Hoffmann verglichen und gilt als klassischer Erzähler in der Tradition Kleists und Ludwig Tiecks.
Die Faszination und Spannung, die von Schirmbecks Erzählungen ausgehen, liegen in der erzählerischen Dramatik: der Leser wird durch immer neue Zufallsverkettungen, Überraschungseffekte und Verstrickungen des Geschehens in Atem gehalten. Hinzu kommt die raffinierte Psychologie und Logik, mit der Schirmbeck das Geschehen vorantreibt. Seine Figuren bewegen sich oft in Grenzbereichen: zwischen Bewußtsein und Unterbewußtsein, zwischen Traum und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart, Wissenschaft und Kunst. In einer fast halsbrecherischen Balance zwischen Realität und Phantastik stößt Schirmbecks Fabulierkunst immer wieder ins Unheimliche, ins „Spökenkiekerische“ vor – und doch spürt der Leser hinter allem Spukhaften und Abgründigen stets Schirmbecks feine Ironie.
Gleichgültig, ob es sich dabei um die verborgene Dämonie im Schicksal zweier Zwillingsschwestern, die merkwürdig symbolhaften Begleitumstände eines politischen Attentats oder die mysteriösen „Entsprechungen“ zwischen der Choreographie einer Tänzerin und der Dynamik eines pirouettierenden Elektrons handelt, immer wird das konkrete Geschehen so erzählt, daß das Zwielichtige und Rätselhafte plötzlich transparent werden und verborgene Zusammenhänge, das Hintergründig-Sinnhafte unvermutet greifbar werden.
„Was uns an diesen Erzählungen so eigentümlich fesselt, ist die feinnervige Psychologie, der subtile, reizbare Sinn für ungewöhnliche, aber doch dunkel erahnbare Zusammenhänge … Geschehnisse, wie sie jeder von uns erlebte oder doch erleben könnte, rollen vor uns ab, überschneiden sich, werden durchsichtig und verlieren sich im magischen Bereich, eine phantastisch-spukhafte Welt, in der doch alles zugleich real und glaubhaft zugeht. Man sieht sich in den Zaubergarten der menschlichen Seele versetzt, um den sonst nur die Tiefenpsychologie weiß“.