Platon

Philosoph und Weltenlehrer - Band II

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BD II: Frühe Kirchenlehrer wie Augustinus und abendländische Mystiker wie Tommaso Campanella oder Francis Bacon nahmen Maß an der von Platon verfassten Politeia und verkündeten eine Civitas Dei, einen Idealstaat, in dem Mensch und Gott in Brüderlichkeit zusammen wirken. Solch ein utopischer Staat kann zwar nicht in der sichtbaren Form begründet werden, findet aber eine Gleichsetzung mit dem letzten Ziel menschlicher Größe, dem Ankommen im Neuen Jerusalem aus der Offenbarung des Johannes und rückt für einen kultisch Initiierten in die Erreichbarkeit auf rein geistiger Ebene. Deshalb blieben Platons Werke unsterblich und spenden ihren Segen bis in die Gegenwart hinein.

Der Leser durfte im ersten Band miterleben, wie sich Platon als Eingeweihter in ägyptische Mysterien in die Kette der Weisheitslehrer einreihte und einem gesunden religiösen Weltbild Gestalt verlieh. Im zweiten Band findet einerseits Platons beachtliche Schaffensperiode von Menon und Phaidon bis Nomoi ihre Darstellung; andererseits spricht ihn das Schicksal aber nicht frei von der Bedrängnis des Erdenlebens. Gleich zwei Generationen von Herrschern mit dem selben Namen Dionysios konfrontieren Platon in geradezu empörender Weise mit menschlicher Unzulänglichkeit und unerlösten Machtansprüchen. Dies lässt die Sehnsucht des Himmelstürmers nach der Realisierung des von ihm erdachten philosophisch geordneten Staates übermächtig werden. Er gründet die Akademie in der Hoffnung, seine Ideenlehre könne die Menschheit verändern. Doch gegen Ende seines Lebens weiß Platon um die Unmöglichkeit, seinen Traum mit politischen Mitteln zu manifestieren, und er verlegt seinen Gottesstaat hinter gut geschützte Tore der Einweihung – wo sie insgeheim bis heute zu überleben vermochten.