Poetry in a box

Kärtchen in einem Schmuckkästchen

von

Sind Gedichte denkbar, die aus nicht mehr als drei Worten bestehen? Wahrscheinlich nicht viele, aber es gibt sie tatsächlich, zum Beispiel dieses hier mit dem Titel »Nacht«. Dann folgt die erste Zeile: »Teichfrosch« und die zweite und letzte Zeile lautet »blupp«. Trotz der verblüffenden Kürze ist hier alles vorhanden, was ein Gedicht ausmacht: Ein Titel, der uns auf das Kommende einstimmt: Es ist dunkel, man sieht nicht viel aber hört dafür umso besser. Die Sache könnte spannend werden … Dann beginnt das Gedicht mit dem Wort »Teichfrosch«. Da setzt sich nun aber erst recht unser Kopfkino in Gang: Nacht und Teich – ohne Mond kaum denkbar, und da steht garantiert auch noch eine Bank im Gelände herum, auf der – vermutlich jemand – und wahrscheinlich auch noch eine »Jemandin« sitzen. Sommer ist es sowieso, denn sonst gäbe es keinen Frosch. Und schon zerreißt es die beschauliche Stille mit einem satten »blupp«. Hilfe, das Gedicht ist schon aus! Gerade wollten wir uns auf der Bank am Teich unter dem sanften Mondlicht einrichten, da verläßt uns die Dichterin dieses poetischen Gebildes und wendet sich schnöde anderen Geschäften zu. Was ist denn nun mit dem Teich? Was ist hier überhaupt los? Wahrscheinlich drehte der Jemand gerade seinen Kopf zur Jemandin und guckte verliebt-glubschig, als der Frosch nach einer schön geschwungenen Flugkurve satt im Wasser landete. Als der Liebste daraufhin erschrocken in die Dunkelheit starrte, lachte sie aus vollem Halse und konnte sich kaum noch einkriegen. Vermutlich zerstörte der Frosch mit seinem enervierenden »blupp« eine hoffnungsvolle Romanze – und das ist doch traurig! … Jedenfalls gibt einem dieses Kurzgedicht ziemlich zu denken.
Weil die Gedichte von Heike Smets alle kurz sind (wenn auch die meisten aus mehr als drei Worten bestehen) haben wir sie auf einzelne Kärtchen gedruckt, die in einem schönen Schmuckkästchen liegen. Sie sind auf diese Weise universell verfügbar! Man könnte sie als Lesezeichen verwenden, an Hut oder Spiegel stecken, heimlich auf einem fremden Schreibtisch deponieren usw. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Jedenfalls kann man sehr gespannt sein, an welchen ungewöhnlichen Orten diese poetischen »Einzelkämpfer« wieder auftauchen werden.