Politik & Denken

Ein Brecht-Handbuch für Spieler, Zuschauer, Mitstreiter und Streiter

von

Brecht ist wieder „in“. Man findet ihn in Reden von Politikern aller Schattierungen ebenso wie bei Intellektuellen, die mit Brecht-Zitaten ihre Meinungen erhärten. Doch Versuche, Brecht lieber durch Verbreiten als durch Verschweigen zu neutralisieren, sind noch kein Grund für ein neues Handbuch. Solchen Versuchen wirksam zu begegnen, sollte man getrost Brecht überlassen. Seine Texte, wann und zu welchem Zweck auch immer zitiert, tun schon ihre Wirkung.
Der Autor konnte aber bei Inszenierungen, Workshops und Gesprächen die Beobachtung machen: Es gibt wieder mehr Fragen als fertige Meinungen. Hier bestätigt sich Marx’ These, „dass der Gedanke zur Wirklichkeit drängt, wenn die Wirklichkeit zum Gedanken drängt“. Die Trostlosigkeit der sozialen, politischen und kulturellen Landschaft ist einfach nicht mehr zu übersehen. Doch trostlose Zustände führen eben nicht zwangsläufig zu Trostlosigkeit (und damit zur Anpassung), sondern auch zu der Frage, warum denn etwas trostlos sein muss? Und hier kommt man an Brecht nicht vorbei.
So ist dieses Handbuch der Versuch, in der Art eines Nachschlagewerkes Fakten, Ansichten, Erfahrungen, Arbeitsweisen, Geschichten etc., stammend aus der Zeit meiner Zusammenarbeit mit Brecht und später aus der Arbeit mit seinem Theater, vor dem Vergessen zu bewahren.
Dabei geht es auch um Erkundung, wo und wie Brecht im heutigen Theater zu finden oder nicht zu finden ist. Denen aber, die Brecht ablehnen, gibt es die Möglichkeit, das Richtige abzulehnen. Und vielleicht gelingt es dem Autor, dem Brecht-Schüler, Brecht einmal selbst zu „verfremden“ und sein Theater zu beschreiben einfach als Wagnis zu besserem Theater: Als Mut zum Genuss.