Politisches Denken im 20. Jahrhundert

Band 2: Zwischen den Weltkriegen

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Das politische Denken in der Zwischenkriegsperiode wurde von einer Generation bestimmt, die es mit einer Reihe epochaler Zäsuren zu tun hatte: Massensterben im Ersten Weltkrieges, Hyperinflation, Weltwirtschaftskrise, Faschismus, Ermordung der europäischen Juden, Zweiter Weltkrieg und beginnender Verfall des Kolonialismus.

Wichtige Strömungen des alten Konservatismus wurden mit dem Programm der »konservativen Revolution« zu Ideengebern des Faschismus. Carl Schmitt verkörpert diesen Entwicklungsprozess. Die Krise des Liberalismus führte zu einer Ausdifferenzierung dieses Lagers. In England war es vor allem John Maynard Keynes, der sich für eine staatliche Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik stark machte. Dagegen formierte sich ein bereits früh so genannter Neoliberalismus. Zu einem der führenden liberalen Theoretiker des »American Century« avancierte Walter Lippmann.

Die sozialistische Bewegung spaltete sich im Ersten Weltkrieg. Rudolf Hilferding analysierte die Strukturveränderungen des »organisierten Kapitalismus«, dem die SPD das Konzept der Wirtschaftsdemokratie gegenüberstellte. Antonio Gramsci sah wesentliche Neuerungen im aufkommenden Fordismus und in der Entwicklung der Zivilgesellschaft. Daneben entstanden Ansätze eines kritischen »westlichen Marxismus« u.a. in den Arbeiten der Frankfurter Schule (Max Horkheimer, Theodor W. Adorno). Und schließlich begann der antikoloniale Befreiungskampf, dessen überragende Repräsentanten der Inder Mahathma Gandhi und der Chinese Mao Ze Dong wurden.