Das war schon immer so: Klug oder dumm, geschickt oder tölpelhaft, wer durch Geburt dazu bestimmt war, der wurde Fürst und blieb es bis zum Tod. Doch mit der Zeit wurden die Untertanen kritischer. Um das Ansehen der Monarchie zu steigern, ließen deutsche Fürsten das Bild des idealen, weisen Regenten propagieren, des fähigen Generals, fürsorglich-frommen Ehemanns und Vaters. In diesem Sinne sollten auch die in Schwerin und Neustrelitz regierenden Herzöge samt ihrer Familien vorbildlich sein.
Gesellschaftliche Fehltritte von Angehörigen der regierenden Häuser gehörten deshalb zu den am besten gehüteten Staatsgeheimnissen im deutschen Kaiserreich. Homosexualität war am stärksten stigmatisiert. Die Furcht vor der Aufdeckung ihrer Veranlagung trieb Großherzog Friedrich Franz III., Adolf Friedrich VI. und wohl auch Herzog Paul Friedrich (Sohn) in den Suizid.
Frauen war grundsätzlich kein Sex außerhalb der Ehe gestattet, was die Großherzoginnen Anastasia und Elisabeth ebenso wie Herzogin Marie von Mecklenburg-Strelitz schmerzlich erfuhren. Außereheliche Affären von heterosexuellen Männern galten hingegen erst dann als problematisch, wenn sie ein bestimmtes Ausmaß überschritten oder etwa durch peinliche Hörigkeit öffentliche Aufmerksamkeit erregten. Auch bot ein dem Glücksspiel verfallener und / oder hilflos verschwenderischer und schließlich von seinen Gläubigern verfolgter Fürst ein wenig Respekt einflößendes Bild.
Zwölf „schwarze Schafe“ stellt der Archivar Bernd Kasten auf amüsante Weise vor. Kurze Kapitel machen seinen inhaltlich und sprachlich niveauvollen Text zum Genuss und regen nicht selten zum Schmunzeln über allzu Menschliches an. Porträts des herzoglichen Hoffotografen und andere historische Abbildungen sorgen dafür, dass die Akteure rund um Alkohol, Geld, (Mord-)Lust und Liebe nicht allein vor dem geistigen Auge lebendig werden.
- Veröffentlicht am Mittwoch 9. September 2009 von Hinstorff
- ISBN: 9783356013344
- 144 Seiten
- Genre: Geschichte, Ländergeschichte, Regionalgeschichte, Sachbücher