Wenn Wünsche sich, nicht ihrer vermuteten Unerfüllbarkeit,
sondern ihrer mangelnden ethischen Angehobenheit wegen, ihrer
Realisierbarkeit zu entziehen drohen, wird zunächst, bewusst oder
unbewusst, nach immer reichlich sich hierfür anbietenden Exemplaren
anthropoider Koexistenzen gegriffen, denen das Versagen
ursächlich und glaubhaft zugeschrieben werden kann: »L´enfer,
c´est les autres« (Sartre), und erst, wenn die bloße Symptomatik
dieser Stellvertretung erkannt wird, steigt aus dem kollektiven Unterbewusstsein
das Bedürfnis herauf, sie einer ›jenseitig gedachten
Instanz‹ anzuvertrauen. Diese ist nicht der verzweifelt unnennbare
›Gott‹, der sich, nachdem er das ›Sein in das Nichts geworfen hatte‹,
in allumfassende ›Unerfahrbarkeit‹ zurückzog, sondern der ›für
alles Verheißungs- und Verhängnisvolle‹ zuständige Hüter dessen
Vorhofs, der Vielnamige, Teilmächtige, der eigentliche, willkürlich
seine beschränkte Macht ausübende Verwalter von ›Gut
und Böse‹, Moral und Verworfenheit, Ethik und Opportunismus.
So ergeht es auch dem palindromisch benamten Paar ARON und
NORA, dessen pubertär-naiv, elysischer Wunsch nach Ewigkeitsdauer
seiner Liebesverfasstheit in eine, zunächst erlittene, stagnierende
Ewigkeitsagonie, auf die, der Einzigartigkeit der Beiden
würdige Ebenbürtigkeitsebene angehoben und dort in angemessener
Form erfüllt wird.
- Veröffentlicht am Mittwoch 17. Oktober 2012 von Frankfurter Taschenbuchverlag
- ISBN: 9783863691356
- 64 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur