Quellen und Studien zur hessischen Kirchengeschichte

Ein liberaler Theologe in der Entscheidung

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Das in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gängige Bild des ehemaligen NS-Landesbischofs Ernst Ludwig Dietrich ist das einer „Unperson“, obwohl er nach der NS-Zeit noch 20 Jahre als von vielen geschätzter Prediger und Seelsorger an der Wiesbadener Marktkirche amtierte. Er galt als einer der rabiatesten Kirchenführer der Deutschen Christen, dabei war er nie Mitglied der DC. „Mir genügt es Nationalsozialist zu sein“, so drückte er seine Haltung einmal aus. Die Untersuchung seines Lebensgangs bemüht sich, Erklärungen zu finden für Dietrichs Verstrickung in die NS-Kirchenpolitik wie auch für seine spätere Abwendung, die ihn zum Gegner der deutsch-christlichen Kirchenleitung in Nassau-Hessen und des Nationalsozialismus werden ließ und ihm sogar die Androhung von KZ-Haft einbrachte. Die Gründe sind vielfältig, aber besondere Bedeutung kommt für Dietrichs Denkweise der liberalen Theologie in der Ausprägung der „Religionsgeschichtlichen Schule“ zu.