Radikal

von

„Zäh wie Leder“

In der „3. Halbzeit“ treffen sich die „national gesinnten“ Kameraden Magdeburgs. Sie sorgen für „Ordnung“ in der Stadt, verprügeln Junkies und Ausländer, und von Zeit zu Zeit soll ein deutlicheres Zeichen gesetzt werden. Als Asylanten in ein leeres Haus einziehen, ist ein solcher Moment gekommen: vier Skinheads basteln Molotow-Cocktails und planen einen Angriff. Florian hat sich mit einer Flasche Kornbrand außer Gefecht gesetzt und kommt zu spät; als er sieht, dass Menschen in dem brennenden Haus eingeschlossen sind, rettet er im Reflex den kleinen Eyfan und erwacht am nächsten Tag auf der Intensivstation als „Held“.

Im Krankenhaus hat Florian Zeit, über sein Leben nachzudenken. Jemand muss gegen den Verfall der deutschen Werte eintreten, aber was sind das eigentlich für Menschen, die er als Kameraden betrachtet? Mit „Heydrich“ laufen manchmal verklemmte Sexspiele, aber sonst ist nicht viel mit ihm los; Tom plappert Parolen nach, die er irgendwo aufgeschnappt hat, und Marco will ganz einfach zuschlagen. Als er merkt, dass Danny, der Zivildienstleistende auf seiner Station, ganz locker mit seinem Schwulsein umgeht, und sein Zimmernachbar, der alte Trautner, für seine Sprüche nur ein müdes Lächeln übrig hat, kommt Florian ins Schwimmen. Ob es ihm gelingen wird, sich selbst besser zu verstehen und seinem Leben eine andere Richtung zu geben, muss am Ende der Leser selbst entscheiden.

In seinem Romandebut „Baby Bottom“ hat Szymborski sein großes Talent bewiesen, das Aroma einer Lebenswelt im Text sinnlich erfahrbar zu machen. Mit dieser Voraussetzung nähert er sich nun einem Thema, das in der öffentlichen Debatte zumeist in Klischees erstickt wird. „Radikal“ ist eine Gratwanderung – das menschliche Gesicht eines Skinheads zu beschreiben bedeutet nicht, die Gefahr der rechtsradikalen Szene zu verharmlosen. Uns hat das Ergebnis beeindruckt – urteilen Sie selbst!