Rattenfänger von Wien

Romanschwank

von

Mit Poldo Poldo starb im Jahr 1955 das Geschlecht der Schabenberger aus, die Rattenschwärme seines Labor-Labyrinths verbreiteten sich über das Land. Diese Ratten lernten dazu. Sie trieben ihre Meisterschaft im Auffinden von Schlupflöchern zur höchsten Perfektion und entwickelten eine bis dahin unbekannte Versteckkultur. Bald saßen sie allerorten, in Regierungsgebäuden, Kulturtempeln, Kathedralen und Hospitälern, in Polizeikasernen und an Universitäten, aber niemand nahm sie wahr. Fragte man einen Regierungsfunktionär, wie es mit der Rattenplage stehe, so schloss er das Vorhandensein jener Schädlinge kategorisch aus und verwies auf die Erfolge der Hygiene- und Assanierungspolitik in Österreich. ‚Es gibt keine Ratten‘, würde er sagen, ‚und es hat auch nie welche gegeben.‘