Die finanzielle Ausplünderung der Juden markierte eine wesentliche Etappe im Prozess der nationalsozialistischen Judenverfolgung, die schließlich im Holocaust gipfelte. Zwar war der Staat der größte Profiteur dieser schamlosen Beraubung, jedoch keineswegs der einzige: Zahllose deutsche ‚Volksgenossen‘ gelangten so zu Spottpreisen in den Besitz von Wertsachen, Gebrauchsgegenständen oder ganzen Betrieben. Wie dieser ‚Raub von Amts wegen‘ in der Hansestadt Bremen ablief, untersucht der vorliegende Band. Seine Bedeutung geht indes weit über die bremische Regionalgeschichte hinaus.
Zum einen wird hier erstmals die enge Kooperation staatlicher Behörden mit privatwirtschaftlichen Akteuren analysiert, ohne die der ‚Massenraubmord‘ an der jüdischen Bevölkerung gar nicht möglich gewesen wäre. So wird deutlich, wie mannigfaltig und nachhaltig einige Branchen von der ökonomischen Judenverfolgung profitierten. Zum anderen wird die spezifische Rolle herausgearbeitet, die Bremen als Hafenstadt und Auswanderungsort in diesem Prozess spielte, der im Zuge der gewaltsamen NS-Expansionspolitik kontinentaleuropäische Dimensionen erreichte. Darüber hinaus werfen die hier versammelten Beiträge Schlaglichter auf die Versuche, die in Bremen nach 1945 unternommen wurden, um dieses Unrecht – soweit das überhaupt möglich war – wiedergutzumachen.
- Veröffentlicht am Dienstag 26. November 2024 von Edition Temmen
- ISBN: 9783837810431
- 328 Seiten
- Genre: 20. Jahrhundert (bis 1945), Geschichte, Sachbücher