Charles Dickens war schon zu Lebzeiten ungemein populär – wir heute würden sagen: ein Star. Als er 1867 seine zweite Amerikareise antrat, richtete man ihm in London ein Staatsbankett aus, in Boston wurde er mit einem Feuerwerk empfangen, die New Yorker standen in eisiger Winternacht stundenlang an, um Karten für seine Lesung zu bekommen – Höhepunkt der Lesungen waren stets Auszuge aus ‚Oliver Twist.‘
Angeregt durch die neuen Armengesetze von 1834 erzählt Dickens von den Schatten, die auf den Glanz der viktorianischen Zeit fallen und mit dem industriellen Aufschwung einhergehen: Armut, Kriminalität, Prostitution und die Verelendung breiter Gesellschaftsschichten. Eine weitere Anregung waren die traumatischen Erlebnisse seiner eigenen Kindheit. Das Motiv des alleingelassenen, unglücklichen und bedrohten Kindes, das in seinem Werk ständig wiederkehren wird, nimmt in ‚Oliver Twist‘ erstmals feste Gestalt an.
Oliver wird im Armenhaus einer englischen Kleinstadt geboren, der Vater ist unbekannt, die Mutter stirbt gleich nach der Geburt. Seine Kindheit ist trostlos. Mit 9 Jahren kommt er ins Arbeitshaus und wird wenig später zu einem Sargtischler in die Lehre gegeben. Nach einem heftigen Streit flieht er nach London, gerät in eine Bande jugendlicher Taschendiebe und fällt dem Schurken Fagin in die Hände, der ihn zum Dieb ausbilden will. Es folgen mancherlei weitere Verwicklungen, bis schließlich Olivers Identität geklärt wird und sein Leben in ruhigere Bahnen gerat. Axel Monte hat den Roman neu für die ›Reclam Bibliothek‹ übersetzt.
- Veröffentlicht am Samstag 1. Oktober 2011 von Reclam, Philipp
- ISBN: 9783150107133
- 688 Seiten
- Genre: Belletristik, Hauptwerk vor 1945