‚Den immer noch unübertroffenen isländischen Krimi Nr. 1‘ hat man Svartfugl (1929) zu Recht genannt, dessen Handlung auf einem aufsehenerregenden authentischen Rechtsfall fußt, der in einer der grandiosesten Landschaften Islands spielt:
Im Jahr 1802 war in den Westfjorden ein ehebrecherisches Paar in einem Indizienprozess zum Tod verurteilt worden, weil man zu wissen glaubte, dass sie gemeinschaftlich die jeweiligen Ehegatten aus dem Weg geräumt hätten. Gunnarsson studierte die Akten des dramatischen Prozesses in Kopenhagen, bevor er die Arbeit an seinem stilistisch anspruchsvollen und raffiniert gebauten Roman aufnahm.
Sein Erzähler, der örtliche Kaplan, der als Seelsorger und Belastungszeuge zugleich in einem doppelten Spiel mit den Angeklagten gefangen ist, erkennt im Rückblick, wie haarfein und brüchig die Trennlinie zwischen Recht und Unrecht, Opfer und Täter sein kann und wie sehr er sich selbst auch früher schon in Schuld verstrickt hat; nur büßen müssen die Anderen. Oder büßt er auf andere Weise? ‚Als die Verurteilten hinausgeführt waren, ging ich zu Richter Scheving. ›Jetzt haben auch wir getötet‹, sagte ich. ›Menschenopfer wird es zu allen Zeiten geben‹, lächelte er nachsichtig zurück, ›in der einen oder anderen Form‹.‘
Unter Berücksichtigung der späteren isländischen Fassung des Autors nach dem dänischen Original übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Karl-Ludwig Wetzig.
- Veröffentlicht am Donnerstag 1. Oktober 2009 von Reclam, Philipp
- ISBN: 9783150106839
- 304 Seiten
- Genre: Belletristik, Hauptwerk vor 1945