Goethe soll in seiner Weimarer Uraufführung Kleists »Zerbrochnen Krug« gewissermaßen kaputtinszeniert haben – jedenfalls sah das der überempfindliche Autor so und reagierte heftig: mit bösartigen Epigrammen, und mit dem Umschreiben des Schlusses. Diese legendäre Episode der Theatergeschichte ist der Grund dafür, dass es von der brillant witzigen Kömodie eigentlich keinen feststehenden Text gibt: Kleist wurde in der Erstausgabe als Editor in eigener Sache tätig, schrieb zu dem von Goethe inszenierten überlangen Schluss einen kurzen und fügte den langen als ›Variant‹ bei, der zu allem Überfluss in einer ansonsten fragmentarischen Handschrift auch noch in einer längeren Fassung überliefert ist. Nirgendwo ein fester Text – der klassische Fall für eine Studienausgabe, die hier in aller Sorgfalt vorgelegt wird.
- Veröffentlicht am Montag 1. August 2011 von Reclam, Philipp
- ISBN: 9783150189061
- 239 Seiten
- Genre: Belletristik, Dramatik