RECORDINGS

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Nanna Hänninen Recordings —-

Recordings nennt Nanna Hänninen ihren neusten, ganz ungewöhnlichen Bildband. Sie fotografierte in Basel, New York, Ponta Delagada, Helsinki oder Zürich – doch die Resultate dieser Expedition zu den großen, berühmten Bauwerken jener Städte muten abstrakter an denn je. Die Brooklyn Bridge löst sich auf in Linien aus Licht. Vor halbdurchscheinenden ungreifbaren Hintergründen zeichnen sich Wellenbewegungen ab, Linien dehnen sich aus, knäulen sich zusammen, verdichten sich zu Farbcloustern, die an die Malerei des Informell denken lassen, an Kurvenverläufe seismographischer Geräte.
Mit Recordings tritt Nanna Hänninen zum ersten Mal aus ihrer bislang weiß-in-weiß gehaltenen Studiowelt in die Außenwelt. Doch anstatt den Bildgegenstand aus einem bestimmten Winkel abzulichten, setzt die Künstlerin die 4×5 inch Großformatkamera in Bewegung, so dass eine Kreuzung von Innen- und Außenbewegung entsteht. Der Puls der Welt mischt sich in der Kamera mit dem Puls der Künstlerin, reale Objekte erscheinen als künstlich-fiktiver Niederschlag auf dem Fotopapier. „Diese ganz speziellen urbanen Landschaften sind im Grunde Zeichnungen meiner Bewegungen, reproduziert als rhythmische Linien auf Fotomaterial.“

Die 1973 in Rovaniemi, Finnland geborene Hänninen war 2007 mit „Recordings“ bei den Rencontres d´Arles in einer Soloshow zu sehen. Sie studierte unter anderem an der renommierten „Helsinki School“ für Kunst und Design und ist in zahlreichen internationalen Museen und Privatsammlungen vertreten. Wie diese Buch einmal mehr beweist, zählt sie zu den spannensten und eigenwilligsten Künstlern ihrer Generation.

Der großformatige Band, erschienen bei Kodoji Press, gibt 13 doppelseitigen Abbildungen Raum. Ein schlichtes Slipcase birgt den schwarz-weißen, mit einem Siebdruck versehenen Textileinband, der die Bilder im Innern gewissermaßen nach Außen reflektiert. Ideal ergänzt werden die Arbeiten Hänninens durch einen essayistischen Text Urs Stahls, seit 1993 Direktor und Kurator des Fotomuseums Winterthur. Treffend schreibt er über die „Denk- und Erfahrungsbilder“ im Werk der Künstlerin: „Das Ungreifbare wird vertrauter als das Greifbare.“
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Nanna Hänninen wurde 1973 in Rovaniemi Finnland, geboren und lebt und arbeitet in Kuopio, Finnland. Sie studierte am Lahti Institut für Design in Finnland, an der Höheren Schule für Kunst und Gestaltung Zürich und an der Universität für Kunst und Design in Helsinki. Ihre Arbeiten wurden auf etlichen Soloausstellungen und zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt und sind Teil internationaler Institutionen und privater Sammlungen.