Egon Monk war eine Karriere als Theater- und Filmregisseur bestimmt nicht an der Wiege gesungen worden. Daß er, der als junger Mann nur durch Kantinen und kleine Bühnen getingelt war, zum Berliner Ensemble stieß, war ein kleines Wunder. Daß er dort nach kurzer Zeit zum engsten Mitarbeiter Brechts wurde, mit 25 Jahren bei wichtigen Aufführungen Regieaufgaben übernahm (Puntila, Herrnburger Bericht, Die Gewehre der Frau Carrar, Urfaust), deutete auf eine große Begabung und Zukunft im BE hin. Daß ausgerechnet Monk, der Arbeitersohn, den zunehmenden Druck der ‚Partei der Arbeiterklasse‘ und der Kulturfunktionäre auf das Berliner Ensemble und auf seine eigene Arbeit nicht mehr ertragen wollte und deswegen, im April 1953, das BE und die DDR verließ, gehört zu den dialektischen Listen der Geschichte.
Nach einigen Jahren als Hörspielregisseur und einer Regie bei den Berliner ‚Stachelschweinen‘ baute Egon Monk ab 1960 die Fernsehspielabteilung im Norddeutschen Rundfunk auf, eine ungewöhnliche Herausforderung im damals noch jungen deutschen Fernsehen. Seine eigenen Filme setzten Maßstäbe und waren riesige Erfolge, so ‚Das Leben des Galilei‘ (nach Brecht), ‚Die Gewehre der Frau Carrar‘ (nach Brecht, mit Hanne Hiob), ‚Bauern, Bonzen und Bomben‘ (nach Fallada), ‚Die Geschwister Oppermann‘ (nach Feuchtwanger) und ‚Die Bertinis‘ (nach Ralph Giordano).
Der Name Monk stand und steht für eine künstlerisch und politisch einzigartige Leistung; er gilt als der Pionier anspruchsvoller, im Brecht’schen Sinn ‚lukullischer‘ Fernsehspiele – und, auch das wieder ein Schachzug der Geschichte: er, der das BE so bald verließ, war von allen Brecht-Schülern der einflußreichste, indem er dessen Ideen über die Funktion des Theaters frei und gekonnt in das neue Medium Fernsehen übersetzte.
Regie Egon Monk
Von Puntila zu den Bertinis
von Egon Monk, Rainer Nitsche