reihe licht

von

»niemals weiß, im winter, niemals gewandet in schnee, braun tönt es draußen, von der laternen macht, observierend jegliches kehlchen, was da lautet, rot, versonnen oder so, im sprechdickicht sich verheddert – sprechertag hast du, sprechertag heute, die luke zum tönen geöffnet, im raumschiff, das dich versettet, aus dem kalender, dich eindriftet ins jetzt –«

Mit alles lichter winter erscheint nun bereits der vierte Band der Dresdener Dichterin Jayne-Ann Igel im gutleut verlag, in dem sie ein weiteres Mal ihre Ausflüge und Exkursionen in die traumartigen Nacht- und Tagwelten fortsetzt und fortschreibt, dabei ihrer miniaturartigen Form treu bleibend.
Über die Entstehung von alles lichter winter sagt die Autorin: »Es gibt viele Texte in diesem Buch, die in halbwachen Momenten ihren Ursprung haben, in Momenten des Erwachens oder eines Dämmerzustands, in denen unkontrolliert Worte, Sätze oder Versatzstücke davon durch meinen Kopf gingen. Dabei habe ich versucht, bei jeder dieser Gelegenheiten solange wie möglich im ›stream‹ zu bleiben und sie zu notieren, mich also ganz bewusst diesem Zustand hinzugeben, der jeweils nur wenige Minuten währte, und zu sehen, was kommt und was in diesen Sätzen spricht, sich widerspiegelt, um dies dann herauszuarbeiten.«
Aber alles lichter winter hat noch eine ganz andere Entstehungsebene:
Im Rahmen von Jayne-Ann Igels intensiver Lektüre von Gedichten anderer Autoren – hier wären vor allem die Texte von Rainer René Mueller sowie die ›Engeltexte‹ der Berliner Dichterin Uta Ackermann zu nennen – ist für sie eine neue Herangehensweise der Textproduktion entstanden: »Eine Reihe von Texten sind während des Lesens von Gedichten Anderer entstanden. Ein Wort, eine Zeile bildeten jeweils den Auslöser für mich, für eine Art Dialog, auch wenn mein Text dann oft in eine ganz andere Richtung schwenkte. So zu schreiben, war neu für mich und in älteren Texten lassen sich kaum direkte Bezüge zu anderen Dichtern entdecken.«
»In bälde // scherenschnitte werden wieder modern, in bälde, sagte der engel, die musterbögen gäbe es schon, etwa von aus- / gestorbenen arten; in bälde liegst du dann lange zeit wach, das sterben wird dir nicht vergönnt sein, vor dem tag –«