Farben sind optische Leitbilder, mit denen wir uns der physischen Welt ver sichern und ihr Bedeutung verleihen. Seit Newton die spektrale Brechung des Lichts nachgewiesen hat, ist Farbe kein greifbarer Bestandteil der wirklichen Natur mehr, sondern ein subjektiv erfahrenes Phänomen, das sich dem menschlichen Empfinden verdankt, aber auf physikalischen Ursachen beruht. Farbwahrnehmung stellt somit den Präzedenzfall des zerteilten Subjekts zwischen Physis und Psyche dar. Indem wir ihren Eindruck auf Auge und Gehirn zurückführen, ist Farbexistenz ebenso wenig erläutert, wie die Annahme verkehrt sein muss, sie verdanke sich allein dem menschlichen Eindruck. Die Welt ist auch farbig ohne unsere Wahrnehmung als solche, aber es ist sinnlos, von Farbe zu sprechen, ohne den sie wahrnehmenden Menschen und sein ästhetisches Urteil. Zum sichtbaren Licht haben wir keine Distanz, es herrscht kein Gegenüberverhältnis, sondern ein a priori bestehendes Kontaktverhältnis (C. F. v. Weizsäcker).
Der Band ‚farben‘ von Sabine Scho beschäftigt sich mit diesem unausweichlichen Kontaktverhältnis, mit dem Stimmungswert des Farbgefühls. Er schreibt sich durch die Motive und Empfindungen hindurch, die für ein bundesdeutsches Subjekt identitätsstiftend wurden. Eine Voyage Colorée. Mit Gedichten und Bildern in Farbe durch die Innenwelt des Außenerlebens.
‚Schos Eigenständigkeit scheint unverkennbar: So spröde und zugleich schräg dichtet heute niemand sonst.‘ Süddeutsche Zeitung
- Veröffentlicht am Freitag 29. August 2008 von kookbooks
- ISBN: 9783937445342
- 80 Seiten
- Genre: Belletristik, Lyrik