Reine Erfindung

von

Was, wenn es Frühling wird, aber Bäume und Sträucher kahl bleiben und statt Früchten und Blättern nur Trauben von Schnecken in den Ästen hängen? Wenn das Vieh unversorgt auf den Weiden verendet, der katholische Priester sich im Gebälk des Glockenturms erhängt und der muslimische Schlachter das Messer an die eigene Kehle setzt? Ist das schon Endzeit oder erst Angst und Ahnung? Die Angst der Alten in ihren Häuserburgen, auf den Tod gelangweilt vom eigenen stumpfen Sinn; die Ahnung der Jungen, die der falschen Spur nicht länger folgen?
Ulla Berkéwicz‘ neues Buch ist nicht Roman noch Gedicht, nicht Essay noch Pamphlet. Es ist reine Erzählung wie reine Lüge, reine Erfindung: vom Ende der Angst- und Spaßgesellschaft, von der Überwindung aller religiösen Frömmelei im anarchistischen Ausdruck der Liebe. Ein Buch so sprachmächtig und bilderreich in der Diktion wie provokant und kompromisslos im Denken.