Rembrandt

Anatomie eines Bildes

von

Die Kunstgeschichte hat eine eigentümliche Opposition entwickelt und lange festgeschrieben: die Alternative von historischem oder ästhetischem Bildumgang. Diese Opposition von Kunst oder Geschichte verstellt jedoch die Janusköpfigkeit kunsthistorischen Arbeitens: Die Geschichte ist kunsthistorisch genauso unhintergehbar wie die Sinnlichkeit. Wenn sich das Fach aus dieser Spannung konstituiert, wie kann es mit diesen Prämissen angemessen umgehen?
Die vorliegende Arbeit diskutiert dies ausführlich an Rembrandts Anatomie des Dr. Tulp. Gerade in der Deutungsgeschichte dieses Bildes zeigt sich die Alternative von Kunst oder Geschichte besonders deutlich. Gegen diese Opposition wird hier gefragt, ob nicht aus den ästhetisch gewonnenen Erkennntisleistungen der Kunst, wie sie beispielsweise die Ikonik Imdahls entwickelt hat, ein Brückenschlag zu einer historischen Erfahrung möglich ist. In dieser Perspektive ist die Rembrandtsche Anatomie kein Spiegel ihrer Zeit, sondern eröffnet Erfahrungen von Geschichte, wie sie allein vom Bild aus zugänglich werden.