Replaycity

Improvisation als urbane Praxis

von

Im 21. Jahrhundert leben erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land – die Explosion des Urbanen macht unsere Städte komplexer als jemals zuvor. Längst hat ihr permanent changierendes Gewebe herkömmliche Kategorien der Beschreibung und Planung gesprengt. Nicht mehr die Frage „Was bedeutet Stadt?“ steht heute im Mittelpunkt des stadttheoretischen Diskurses, sondern die Frage nach der Performativität: „Was macht Stadt?“ Daraus erwachsen neue stadtpolitische Fragestellungen: Wie können wir angesichts der Unplanbarkeit von Stadt in Theorie und Praxis vom Reagieren zum Inter-Agieren kommen? Wie lassen sich urbane Lebenswelten nicht mehr de-, sondern performierend fassen? Der Theoretiker und Komponist Christopher Dell zieht eine radikale Konsequenz: den Begriff der Improvisation neu zu denken, nicht als Notlösung, sondern als Prinzip des Schaffens von und Orientierens in transformatorischen Seinsformen urbaner Nutzer. Dell spielt mit einem „musikalischen“ Verständnis, das den Raum als alltäglich ko-produziert begreift, und entfaltet daraus eine Technologie der Improvisation als urbane Praxis im 21. Jahrhundert.