Restzeit

oder der längste Nachmittag

von ,

„Wie doch die Zeit vergeht.?Morgen ist heute schon gestern …“
Robert Lembke

Richard Thalmann, die Zentralfigur in Rolf Dorners Roman Restzeit – oder der längste Nachmittag kann genau genommen mit seinem bisherigem Leben zufrieden sein. Durch harte Arbeit und einer beachtlichen Selbstdisziplin hat er es zum Kulturredakteur mit eigenem Haus gebracht. Auch das Verhältnis zu Frau und Tochter ist überdurchschnittlich gut. Richard Thalmann ist ein liebenswerter, weitgehend unauffälliger Zeitgenosse. Seine breiten historischen und kulturellen Kenntnisse nutzt er gerne für mehr oder weniger gewagte Gedankenspiele. Sie gründen in seinem unverwüstlichen Glauben an die positive Wirkung humanistischer Bildung. Restrukturierungsschübe bei seiner Zeitung lassen die Arbeitsbedingungen immer härter werden. Richard Thalmann reagiert darauf mit immer noch konzentrierterem und korrekterem Arbeiten. Eine spontane Reise nach Nordamerika erweist sich als entscheidenden Eckpunkt für sein Leben: Richard Thalmann muss erkennen, dass sich auch im korrektesten Verhalten unberechenbare Abgründe öffnen können. Lebensgeschichtliche Rückblenden, scharfsinnige Gegenwartserfahrung und kulturelle Querverweise sind wichtige Grundlagen, auf denen sich das Persönlichkeitsprofil und das Handeln von Richard Thalmann entwickeln. In einem Umfeld aus emotionaler Oberflächlichkeit und multimedialer Fremdbestimmung wird er sich zunehmend bewusst, dass er genaugenommen nur noch sich selber hat …

Vorwort: Al’Leu