Rimbauds Kantine

Prosagedicht

von

Das Traumtagebuch eines todkranken Dichters – durch sein Hirn irrlichtern Fragmente eines imaginären Journals. Die Geschichte ist bekannt: Rimbaud, in den Ardennen geboren, streunt durch Europa, lernt in Paris Verlaine kennen, gemeinsam gehen sie nach Lon- don, Rimbaud reist weiter nach Afrika, will mit Dichtung nichts mehr zu tun haben, lässt sich umschulen auf Großhändler, Waffen und Elfenbein.
Peter Enzingers Reiseführer in die „Papierrepublik Kopffinster“ kreuzt Rimbauds letzten Weg zurück nach Europa spielerisch mit den Spuren verschiedener „Diebe des Feuers“: Lorca, Brinkmann, Pasolini, Malaparte, Shelley, Keats, Hölderlin. Ve rhandelt wird in der Kantine der klischeebeladene Mythos vom poète maudit, der früh zu schreiben aufhört oder verstummt, da alles gesagt scheint. Enzinger rückt dem „Sprachgefängnis“ im „Metafernsumpf“ zwischen Verstummen, Wahnsinn, Ichauflösung, Sprachzweifel, Sucht usw. seinerseits mit dem Rüstzeug traditioneller wie aktueller poetischer Verfahren (Cut-ups, Reihungen, Reimen, Assonanzen, Alliterationen etc.) auf den Sprachleib.