Riten der Selbstauflösung

von

Von Rebellen und Aussteigern, Dandies und Designern, Mächtigen und Elenden
„Die scheinhaft autonome, als Ideal seit Kant propagierte bürgerliche Persönlichkeit, die sich selber Sinn und Ziel ist, ist bedroht, löst sich auf, bröckelt langsam dahin. Der Mangel an sinnstiftender Verankerung richtet sich zunächst auf den anderen, der zum Instrument des Experimentierens, zum Gegenstand der Manipulation, der Inszenierung eigener Hantisen wird. Das Bewußtsein als maßgebende, allein herrschende Instanz versucht die eigene Kraft in und durch die Wirkung anderer zu erproben, zu konsolidieren. Die Umwelt wird somit als bloße Kulissenszene gedeutet; Kulissen von verschiebbaren und sich gegenseitig verschiebenden Symbolen, deren Inhalte ausgehöhlt, erloschen sind. Eine Variante dieser Zusammenhänge auflösenden und verneinenden Haltung ist der Baudelairesche Dandy: „Die Verflüchtigung und das Zentralisieren des eigenen Ich, darauf kommt es an!“ Jede Spontaneität wird der Inszenierung, dem solipsistisch manipulierten Schau-Spiel geopfert.“
Verena von der Heyden-Rynsch