Rubikon

Novelle

von

„Unsere Waffe war das Wort, aber wenn du in der Dritten bist, da hilft das Wort nun mal nicht viel. In der dritten Klasse wird relativ wortlos gekämpft.“

Deleuze, Foucault und drei dicke Freunde – die Welt aus der Sicht von achtjährigen Poststrukturalisten. Der Erzähler und seine beiden Freunde Lars und Lukacs sind frühreif und sensibel. Sie lesen Deleuze und unterhalten sich in Schlauberger-Sätzen, für die sie von ihren älteren Mitschülern unentwegt verprügelt werden. Ihr Leben ändert sich jedoch schlagartig, als sie ein Attentat auf den örtlichen Schlachthof verüben.

Formal ganz der klassischen Novelle verpflichtet, hat Sebastian Ingenhoff mit seinem erzählerischen Debüt ein amüsantes Paradox geschaffen: ein Kinderbuch, das gar keines ist. Von der Sprache und dem Sujet her hat man das Gefühl, sich in der Welt von „Der kleine Nick“ zu befinden – und doch ist alles ganz anders. Hier nämlich geht es um Atheismus, Selbstbefriedigung, die Ziele der politischen Autonomen und das Freundschaftsideal eines Michel Foucault, vorgetragen aus der Perspektive von Kindern. Damit erzählt „Rubikon“ auch von der Schwierigkeit, heute überhaupt noch Kind sein zu können, und den Abgründen, die sich auftun, wenn Kinder versuchen, allzu früh erwachsen zu werden.